Hallo
Dieser Winter ist wirklich speziell oder er hat noch gar nicht begonnen!? Die Temperaturen meines Teichwassers verweilten in den vorgängigen Herbstzeiten jeweils ca. einen Monat um die 10°C, bis sie wieder deutlich sanken. In der aktuellen Jahreszeit hatte ich jedoch bereits an fast 90 aufeinander folgenden Tagen, Temperaturen knapp tiefer 10°C gemessen.
Dies ist aussergewöhnlich und hatte prompt zu einer Verschiebung der Bakterienanteile innerhalb dieser Zeitspanne geführt. Zwar zeigte sich die Höhe der GKZ mit durchschnittlich 1‘400 KBE/ml im gewohnten Rahmen, jedoch verdoppelte sich die Zahl der Pseudomonaden auf 600 KBE/ml. Kein Grund für schlaflose Nächte aber für mich doch Anlass diese Besucher wieder einmal näher kennen zu lernen.
Ich untersuchte meine bewachsenen Platten genauer um diese Keime mit der „bunten Reihe“ oder ähnlichen Systemen zu identifizieren. Für die Dokumentation dieser Arbeiten habe ich einen Dip Slide ausgewählt, der als Beispiel und Ausgangspunkt für die beschriebenen Tätigkeiten stehen soll.
Wenn der Tauchnährboden mit Bakterien bewachsen ist stellt man meistens fest, dass nicht alle Kolonien gleich aussehen. Darum ist ein genauer Beschrieb dieser „Pickel“ wichtig, denn einige Bakteriengruppen lassen sich bereits nach dem Aussehen der Kolonien bestimmen. Ich denke hier an die aeroben Sporenbildner oder an den einten oder anderen Hefepilz. Auch wird das Aussehen oder die Beschaffenheit der Kolonie im lateinischen Namen des Bakteriums meistens wiedergegeben. „Licheniformis“ zum Beispiel bedeutet „flechtenbildend“ worauf sich die Kolonie als hartnäckige Kruste präsentiert, die sich kaum unversehrt vom Nährboden entfernen lässt oder das Wort „Bacillus“ das sich auf die Stäbchenform der Bakterienzelle bezieht. Letzteres ersichtlich bei der Mikroskopie.
Um bei der Identifikation verlässliche Ergebnisse zu erhalten, ist es sehr wichtig den Bakterienbewuchs weiter zu ziehen um Reinkulturen zu erhalten. Dazu wird ein geeigneter Ausstrich angewendet, um die womöglich überwachsene Platte in Einzelkolonien zu trennen.
Beim Mikroskopieren wird die Form der Bakterienzelle erkannt, wobei es zwei Grundformen gibt. Die Kokken und Stäbchen die jedoch in verschiedenen Anordnungen auftreten können. So gibt es einzelne-, zweier-Kokken, vierer Pakete, klebrige Haufen, kurze- oder lange Ketten usw. Das gleiche zeigt sich in etwa bei den Stäbchen wo es auch sehr unterschiedliche und unregelmässige Erscheinungen wie z.B. spiralförmig gedreht oder Y-psilon Formen gibt. Die Grundform ist aber meistens deutlich zu erkennen. Wenigen Bakterien ist es auch möglich während der Kultivierung ihre Grundform zu ändern.
Vor oder nach der Festlegung des mikroskopischen Befundes, wird beim Bakterium die Beschaffenheit der Zellwand mittels einer Bakterienfärbung und die Reaktionen zweier Enzyme abgeklärt, die für die Art der Identifikation wegweisend sind. So wird die Zellwand mit Gram + oder – unterschieden. Die Reaktion der Oxidase ist meistens hilfreich bei der Trennung von Enterobakterien und Pseudomonaden und die Katalase zeigt z.B. ob es sich um Streptokokken oder Staphylokokken handelt. Wichtige Informationen die schon viel „Klärendes“ mit sich bringen und die Auswahl des Materials zur Identifikation erleichtern. Bei Systemen wie der „bunten Reihe“ gibt es solche für Gram negative- wie positive Keime, solche die der Oxidasereaktion entsprechen oder einfach einer Bakteriengruppe.
Wurde die Reinkultur herangezüchtet wird sie mit einer Flüssigkeit vermischt, worauf jede Kammer der „bunten Reihe“ mit dieser Suspension versetzt wird. Bakterien können verschiedenste Stoffe verarbeiten oder eben nicht. Darum ist jede Kammer mit einer anderen Substanz befüllt. Meistens sind dies verschiedene Proteine, Zucker oder Säuren.
Beim „verstoffwechseln“ der Bakterien bei vorgegebener Inkubations-Temperatur und Zeit, werden die jeweiligen Reaktionen in den Kammern mit einem Farbumschlag angezeigt. Diese Farbveränderungen ergeben ein Profil mit einem Zahlencode, der mit einer Datenbank verglichen wird und schlussendlich einem Bakterium zugeordnet werden kann.
Da diese Werte mit einer Datenbank verglichen werden, wird das Resultat bei solchen Identifikationssystemen nie mit 100 % iger Sicherheit angegeben. Es ergeben sich jedoch Wahrscheinlichkeiten bis zu 99.9%.