Hallo zusammen,
die Diskussion wird sehr interessant. Ich möchte dazu gerne meine Meinung sagen, weil ich auf diese Weise die Gelegenheit bekomme, mal etwas ohne rechtlichen Bezug zu schreiben.
Ich denke, man kann Koi auf Bilder so lange und so viel anschauen, wie man will, über ein Bild erfahre ich niemals die notwendigen Informationen, die ich brauche, um mich für einen bestimmten Fisch zu entscheiden.
Mal abgesehen von der Möglichkeit des "Fototunings" muß ich unbedingt den Fisch im Wasser sehen aus allen Perspektiven. Ich muss sehen wie der schwimmt, wie er sich verhält, ob er Futter nimmt, wie er Futter nimmt, was er für eine Ausdruckskraft an den Tag lag.
Außerdem muss ich wissen, ich welcher Anlage er schwimmt, wie der Händler mit den Tieren umgeht, ob dort kranke, verletze oder auffällige Fische schwimmen.
Ich möchte was über den Fisch erfahren. Wichtig ist, wie lange der Fisch beim Händler schwimmt. Der Transport von Japan nach Deutschland ist für die Fische eine Tortur. Meines Erachtens brauchen die Tiere Minimum 3 Monate, bis die sich von diesem Stress erholt haben. Mir persönlich sind Fische am liebsten, die bereits 5 oder 6 Monate beim Händler geschwommen sind. Diese Tiere sind - bei optimalen Bedingungen- sehr gut eingewöhnt und aklimatisiert. Japan ist eben nicht Deutschland. Wasser, Temperatur, Futter, Umwelt, alles anders.
Wenn ich mich für einen Fisch entscheide, dann möchte ich den Fisch vor dem Kauf in einer Wanne sehen. Ich möchte den Fisch von allen Seiten sehen, auch von unten. Hier kann ich erkennen, ob alle Flossen, Barteln, Riechgruben, Augen und Schuppenkleid unbeschädigt und vollständig sind. Nur so kann ich erkennen, ob der Fisch auch keine alten Verletzungen hat und keine Rötungen oder Tumore aufweist.
Meine Erfahrung lehrt, dass ein Fisch im Original immer anders wirkt als auf einem Foto. Mir ist eine möglichst lang andauernde, und problemlose Freude an dem Fisch viel wichtiger, als vielleicht die Sorge, ich hätte ein paar Euro zuviel bezahlt oder ein paar Kilometer zu weit gefahren. Meine Fische sollen über Jahre, besser Jahrzehnte bei mir sein, so dass das keine Rolle spielen darf.
Ein Händler, der seine Importfische über den Winter hält, zunächst in einer ordentlichen Quarantäne, dann in ordentlichen Verkaufsbecken, sieht die Fische 5-6 Monate lang. Er baut bestenfalls eine Beziehung zu den Tieren auf und (muß) ständig seine Aufmerksamkeit dem Wohlergehen seiner "Ware" widmen. Diese Leistungen sind nicht zu Amazonpreisen zu haben, wenn man vor allem bedenkt, dass der Händler über eine so lange Zeit das volle Verlustrisiko trägt. Außerdem ist das allgegenwärtige KHV-Risiko bei einer solchen Dauer auf ein Minimum reduziert.
Diese Vorteile würde ich niemals gegen Mitimportfische oder Versandfische eintauschen wollen. Alleine die Ungewissheit, was mit dem Tier tatsächlich geschehen ist, würde mich nicht ruhen lassen.
Keinesfalls will ich damit sagen, dass die Händler, die Mitimport anbieten, oder im Fernabsatz vertreiben, ihr Geschäft nicht ordentlich machen. Das kann ich sicher nicht behaupten. Die damit einher gehende Ungewissheit ist mir aber Zweifel genug.
So, das lag mir zu diesem Thema einfach auf der Zunge.
Gruß Wolfgang