Öl im Futter : einfach nur Fett ?????

wr

Business Mitglied
Öl im Futter , einfach nur Fett ??

Meistens geht die Diskussion um Eiweiß, Aminosäuren usw., dabei wird die Wichtigkeit der Öle mehr wie unterschätzt.
Öl ist nicht nur einfach ein Fett zur Energiegewinnung. Auch hier gibt es sogenannte essentielle Fettsäuren. Mittlerweile sind diese durch Werbung ansich jedem hinreichend bekannt : die sogenannten Omega Fettsäuren.
Essenstiell heißt grundsätzlich, der Organismus kann sie nicht aus anderen Bausteinen selbst herstellen, er ist also auf die ausreichende Zufuhr von außen angewiesen.
Was ist nun das Besondere an dieser Art von Fett ? Es handelt sich um sogenannte ungesättigte Fettsäuren. Darin aber liegt das Problem. Denn wie der Name schon vermuten läßt, trachten die nach einer Sättigung. Sie sind also chemisch sehr reaktionsfreudig. Damit sind sie aber sehr empfindlich auf ruppige Behandlung sei es durch zu hohe Hitze ,permanenten Sauerstoffkontakt oder UV Licht. Alle drei Faktoren führen zur Zersetzung.
Wenn man aber weiß wie Futter produziert wird , ergeben sich da schon die ersten Probleme.
Normalerweise werden alle Zutaten inclusive Öle vermischt und dann durch einen Extruder gejagt. Hierbei können bis zu 130 Grad Hitze entstehen, was das Ende einer ungesättigten Fettsäure bedeutet. Sie wird zwar nicht schlecht, aber sie reagiert und wird zu der gesättigten Fettsäure. Damit ist der eigentlich so wichtige biologische Nutzen verpufft, man hätte dann eigentlich gleich eine billigere gesättigte Fettsäure nehmen können. Gleiches gilt für den anschließenden Transport nach dem Extruder durch eine Art Trockenschrank. Auch hier herrschen 100 Grad aufwärts. Was also der Extruder nicht geschafft hat wird mit Sicherheit dann hier vollendet. Der Vorteil ist allerdings, dass das Öl "eingebrannt" wird und das Futter damit auf dem Wasser keinen Fettfilm erzeugt.
Wer schon länger dabei ist , kann sich vielleicht an das Koi Best´s Futter erinnern, bei dem dieser Fettfilm stark ausgeprägt war. Hier wurde damals als einer der Ersten das Problem erkannt und offensichtlich das übliche Vorgehen vermieden .
Bei ganz empfindlichen Ölen , diese kennt man aus der Küche auf denen dann ausdrücklich steht, dass
sie nur für Salate geeignet sind , wird sogar mitunter bei diesen Temperaturen der Rauchpunkt erreicht, ein sicheres Zeichen dafür, dass das Öl ruiniert wurde.
Die zweite Hürde ist der Sauerstoff. Öle neigen dazu mit diesem zu reagieren, das heißt sie werden ranzig.Dies umgehen manche Hersteller , in dem sie nur sehr wenig Öl verwenden, mitunter Futter mit 5 % Fett.
Rechnet man das Fett der anderen Zutaten wie Fischmehl,Soja usw. raus, erkennt man, dass kaum Öle zur Verwendung kommen.
Neben der Möglichkeit das Öl stark zu reduzieren, gibt es natürlich auch die Möglichkeit ihm
Konservierungsstoffe hinzu zu fügen. Bekannt dürfte Allen das BHT sein. BHT ist massive künstliche
Chemie, billig aber unbestritten effektiv. Es unterbindet für eine geraume Zeit das Ranzigwerden.
Da im Tierversuch Tumore aufgetreten sind, ist man allerdings vorsichtiger geworden und distanziert
sich immer mehr von diesem Stoff.
Was dann ?? Man kann ein Öle aussuchen mit einer hohen Tocopherol-Zahl. Das heißt, das Öl ist von sich aus durch eigene Stoffe schon zumindest über eine bestimmte Zeit stabil. Nun sind aber die besonders wichtigen Stoffe die Omega3 - und die Omega6- Fettsäure. Und beide sollten aber in einem 1:1 Verhältnis für den Karpfen vorhanden sein. Nur Öle , die das erfüllen sind erfahrungsgemäß sehr empfindlich.
Jeder der zB. Leinöl zuhause hat, kennt die stark eingeschränkte Möglichkeit es länger zu lagern.
Man versucht also solchen Ölen dann das zu zusetzen, was andere Öle stabiler macht . Das sind im
wesentlichen Toccotrienole bzw. Tocopherol. Hierbei handelt es sich um verschiedene Varianten des Vitamin E.
Ein weiteres Mittel , das gern zur Verwendung kommt , ist Rosmarinextrakt.
Das hat nur den großen Nachteil, dass beide relativ teuer sind. Ein knapper Liter Toccotrienole
schlägt schnell mit über 1000.--€ zu Buche, je nach Qualität.Für BHT reichen dagegen nur Centbeträge, um den gleichen Effekt zu erreichen.
Nun könnte man sagen : Ist doch wurscht, dann nehmen wir einfach ein ewig stabiles Öl mit gesättigten Fettsäuren, und schon haben wir kaum Probleme.
Das ist wiederum der Knackpunkt, denn die ungesättigten essentiellen Fettsäuren benötigt der Organismus zur Herstellung von Hormonen . Nun könnte man einwenden, mein Koi braucht weder Busen noch Bart.
Das Problem aber ist, eines dieser Hormone ist das Wachstumshormon .
Und spätestens hier wird klar , wie wichtig die Rolle der essentiellen Fettsäuren ist, und wie wenig
diesem Umstand Beachtung geschenkt wird.
Es ist also nicht nur ein Fett, das zur Energiegewinnung locker mit billigen Kohlehydraten ersetzt
werden kann, sondern es ist ein essentieller Bestandteil im Stoffwechsel des Koi.
Aber auch im Stoffwechsel des Leser !!! also nicht vergessen. Notfalls sollten Sie mit Ihrem Koi
eine gemeinsame Knabberstunde einlegen, vorausgesetzt Ihr Futter hat ein qualitativ hochwertigen
Fettanteil.
Wer Informationen hierzu noch vertiefen will , kann sich nicht nur hier
https://chikara-shop.de/epages/fd4b5ab3 ... =TextsArea einlesen, sondern er findet auch Interessantes In der Datenbank der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel SoFa.
Auf die Kennwerte eines Öls werde ich in einem gesonderten Punkt eingehen.

Gruß W
 
Bleibt anzumerken, dass es wohl auch darauf ankommt, wie viel an ungesättigten Fettsäuren der Koi tatsächlich benötigt. Das ist u. a. altersabhängig. Gehen wir mal von einem mittelprächtigen Nisai aus, dann liegt dessen Bedarf an solchen Fettsäuren im niedrigen einstelligen Prozentbereich der Futterration. Bei älteren Fischen noch darunter.
Eine Überversorgung mit Omega-3-Fettsäuren führt zumindest bei Karpfen nicht nur dazu, dass diese wertvollen Stoffe sinnlos verheizt werden, sondern wegen dem im Vergleich zur Energiegewinnung aus KH höheren Verwertungsaufwand auch zu schlechterer Futterverwertung und schlechterem Wachstum. Und im Extremfall zur Verfettung.
Kann man u. a. nachlesen im Buch von Martin Bohl: "Zucht und Produktion von Süßwasserfischen". Ein Standardwerk. Und in verschiedenen anderen Publikationen von Fachleuten für Fischernährung.
Petro
 

edekoi

Mitglied
Petro Wendelstain schrieb:
Eine Überversorgung mit Omega-3-Fettsäuren führt zumindest bei Karpfen nicht nur dazu, dass diese wertvollen Stoffe sinnlos verheizt werden, sondern wegen dem im Vergleich zur Energiegewinnung aus KH höheren Verwertungsaufwand auch zu schlechterer Futterverwertung und schlechterem Wachstum.
Petro
Wird das nicht durch den mehr als doppelt so hohen Energiegehalt der Fette (39 kJ pro Gramm, statt 17 kJ) kompensiert?
 

Molch

Business Mitglied
edekoi schrieb:
Wird das nicht durch den mehr als doppelt so hohen Energiegehalt der Fette (39 kJ pro Gramm, statt 17 kJ) kompensiert?
Auf diese Frage hatte ich vor langer Zeit auch keine Antwort erhalten!

Vieleicht hast Du da mehr Glück :idea:
 
Diese Frage ist oben bereits beantwortet mit dem Hinweis auf die Feststellung (von Ernährungswissenschaftlern), dass überhöhter Gehalt an Omega-3-Fettsäuren zu Wachstumsdepressionen (und insgesamt ähnlichen Folgen wie eine Unterversorgung) führt. Steht ebenfalls im Bohl-Buch und ist auch anderswo bestätigt. Zudem fördert die höherer Energiedichte von Fetten die Gefahr der Verfettung, insbesondere bei reduziertem Sauerstoffangebot.
Petro
 
Petro Wendelstain schrieb:
Diese Frage ist oben bereits beantwortet mit dem Hinweis auf die Feststellung (von Ernährungswissenschaftlern), dass überhöhter Gehalt an Omega-3-Fettsäuren zu Wachstumsdepressionen (und insgesamt ähnlichen Folgen wie eine Unterversorgung) führt.
Die Grenze, bei der diese Wachstumsdepression bei Karpfen für erhöhten Fett-/Ölgehalt eintritt, liegt je nach Studie im Bereich von 10-12%.
 

klaus1

Mitglied
Hallo,

10-12% was von was ?


Gesamtfettgehalt im Futter ?
Oder sind dort andere Verhältnisse gemeint ?

Eigentlich sollte doch eher von % der täglich benötigten Futtermenge ausgegangen werden. Denn in Konzentraten ist durchaus mehr Öl drin, wird aber deutlich weniger Menge gefüttert.
 
Aber nicht vergessen, der tatsächliche Bedarf der Koi liegt selbst für Tosai deutlich darunter (wenn man ordentliche Rohstoffe verwendet). Alles darüber ist für die Katz. Das kann man übrigens auch anhand der Deklarationen vieler renomierter Futtermittel erkennen. Oder sollten die alle von Unwissenden oder gar von gewissenlosen Raffzähnen angeboten werden? Hier eröffnet sich wohl eher ein weites Feld für fake news und Verschwörungstheorien. Ist ja beides wieder schwer in Mode.
Petro
 

klaus1

Mitglied
klaus1 schrieb:
Hallo,

10-12% was von was ?


Gesamtfettgehalt im Futter ?
Oder sind dort andere Verhältnisse gemeint ?
??

...oder 10-12% Omega3 vom Fettgehalt , unabhängig vom Gesamtfett im Futter =??


Ekki , wie hast du es verstanden ?
 

wr

Business Mitglied
Oder sollten die alle von Unwissenden oder gar von gewissenlosen Raffzähnen angeboten werden? Hier eröffnet sich wohl eher ein weites Feld für fake news und Verschwörungstheorien. Ist ja beides wieder schwer in Mode.
Petro

Hallo,

und ich hatte schon Hoffnung, fing doch so gut an.

Auch wenn ich nirgends was von einer Dosierung etc. geschrieben hatte, auch nix von gut oder böse, fand ich die ergänzende Bemerkung mit Hinweis gut.
Und dann das -> oben . Petro bleib ruhig , es stand nirgends, dass Konishi schlecht sei.
Die Dosierung hängt ja von der Aufnahme über den Darm ab. Und selbst wenn es dann drin ist, auch davon ob der Organismus es entsprechend verwerten kann. Es gibt pflanzliche !!!! Linol und Linolensäure von der kann der Organismus nur 5 - 7 % verwerten.
Die Frage der Dosierung ist sehr von einzelnen Öl abhängig, das verwendet wird oder soll. Auch die Art der vorhandenen gesättigten Fettsäuren hat einen Einfluß auf die Resorption der mehrfach ungesättigten.
Fettsäure im Futter ist leider nicht gleich verwertbare Fettsäure im Stoffwechsel. Die Prozentrechnerei ist daher eher spekulativ und pauschal gar nicht machbar.

Gruß W
 

edekoi

Mitglied
klaus1 schrieb:
Ekki , wie hast du es verstanden ?
12 Massenprozente der täglichen Futterration.

Ob bei den Tests dann noch nach gesättigten, einfach ungesättigten und mehrfach ungesättigten FS differenziert wurde, weiß ich leider auch nicht.

Würde aus meiner Sicht aber eine wichtige Rolle spielen, besonders im Bezug auf Verfettung.
 

wr

Business Mitglied
Hallo Ekki,

in einem Futter mit 10 - 12 % Fett sind in etwa nur 4 - 5 % Öl enthalten.
Warum ?? Ganz einfach Fischmehl hat Fett, Weizen hat Fett usw.
Ist es nun ein pflanzliches Öl das nur zu 2 - 5 % vom Organismus verwertet werden kann , dann rechne mal aus , was da was bewirken soll.
Ein Futterfetgehalt von 12 % hat überhaupt keinen Aussagewert. Diese Darstellung dient nur den Herstellern als Alibi, die ihr Futter in großen Mengen zB. 100 Tonnen für´s ganze Jahr produzieren und kein Ranzigwerden riskieren können weil das ein immenser Schaden wäre. Sie geben dann nur eine ganz geringe Menge eines gesättigten Öles ind die Mischung um die Masse für den Extruder herzurichten. Außerdem wenn ich kaum Fett habe, muß ich ja was anderes reinstopfen, und was bietet sich da an : KH. Und was machen KH , wenn der Stoffwechsel überflüssige bunkert ? Erraten : Fettdepots. Aber die sind wenigstens billiger in der Herstellung.
10 Ltr eine hochwertigen Öles kosten 2-300.--€ - wir sprechen von hochwertig !! bei 4 - 5 % einer Tonne -------
Warum dann hochertiges Öl ??? Weil alle Öle die ein ausgewogenes Verhältnis von Linol- und Linolensäure und ggfs . noch DTA haben , sind alle !!! schweineteuer. Das Problem ist nicht die Linolsäure, die ist im billigen Sonnenblumenöl etc. , das Problem ist die alpa und gamma Linolensäure. Und da wirds richtig teuer. Leider.

Im übrigen erinnere an die Bennenung vom Microbe :

Sommerfutter: 42% Protein, 18% Fett/Öl

was wäre das dann !!??

Gruß W
 
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