Hallo,
ich habe heute Bürotag und darum nehme ich mir mal wieder kurz die Zeit. Ich schreibe das nun etwas ausführlicher, weil ich die Texte eh für ein Buch und für meine Seminare sammle.
Zum Problem:
Ferndiagnosen sind mir gesetzlich verboten und bringen nicht viel, aber nach Bremen reisen bringt uns hier auch nicht weiter. Darum schreibe ich das etwas allgemein. Und weil du eingangs auch noch über schlechte Erfahrungen mit TAs klagst, wollte ich dir noch mitteilen, dass nicht alle gleich sind und nicht alle über den besagten Kamm geschoren werden sollten. Wenn schlechte Erfahrungen, dann bitte auch mal die Namen dazu.
Ich bin kein TA und darum könnte es mir auch wurscht sein.
Bist du dir ganz sicher, dass du Costia nicht übersehen hast?
Achte auf die Atemfrequenz, nimm auffällige Fische raus, ruhigstellen, Blick in die Kiemen beidseitig und ggf. Bild an meine Mailadresse.
Ich gehe schwer von einem Energiemangelsyndrom aus und darum erkläre ich es an dieser Stelle mal ein weinig in vielleicht etwas verständlicher Form.
Man hört dieses Jahr folgendes immer wieder:
„Aber wir hatten doch gar keinen Winter“.
Falsch:
Stell dir vor - Fische haben eine Art Akku.
Dieser muss über die Wassertemperatur geladen werden. Also ab 16°C WT aufwärts und mit mindestens 3-4 Wochen über 23°C WT.
Diese Akkuladung wird wie folgt beeinträchtigt:
Temperaturen unzureichend,
altes oder minderwertiges Futter (und da reden wir nicht von Marke und Preis),
Neuzugänge,
parasitäre Probleme,
bakterielle Probleme,
Ablaichvorgänge,
schlechte Wasserwerte,
sinnlose Wasserzusätze,
Algenmittel,
Umbauarbeiten usw, usw..
Dann kommt der Herbst und die WT sinkt. Dem Fisch ist es dabei egal, ob außerhalb seines Lebensraums viel oder wenig Schnee liegt. Es ist ihm auch egal, ob draußen +2°C oder –15°C herrschen. Entscheidend ist für den Fisch einzig seine WT.
Unter 8°C wird wohl Futter aufgenommen, aber energietechnisch nicht verwertet.
Das bedeutet: Koi frisst, aber verbraucht für die Aufnahme und Verdauung mehr Akkukapazität, als er Energie daraus gewinnen kann.
Je nach den oben genannten Faktoren geht der Koi-Akku früher oder später dann gegen Null. Folge oder anders ausgedrückt: Energiemangelsyndrom.
Was passiert nun:
Ein Karpfen stellt zu diesem Zeitpunkt um auf eine Art Notversorgung der inneren Organe. Folge: Schleimhäute und Kiemen sind weit entfernt und werden unterversorgt. Schleimhaut und Gewebe stirbt ab und abgestorbenes Gewebe verpilzt. Für den Koihalter sichtbar: Der Koi treibt nur noch an der Wasseroberfläche und atmet schwer. Ein weiterer Punkt im Rahmen des Energiemangels: Unterversorgung der Nieren oder Nierenentzündung. Egal wie wir das Kind nennen – für den Koihalter sichtbar: Glotzaugen oder/und beidseitige vom Kopf Richtung Schwanz beginnende Schuppensträube. Also Bauchwassersucht. (Blödes Wort)
Abhilfe:
So viel wie irgendwie möglich der oben aufgeführten Beeinträchtigungen abstellen.
Das bedeutet aber auch, dass das Kind bereits letztes Jahr in den Brunnen fiel und bei einem Energiemangelsyndrom im nachhinein so gut wie nix mehr zu machen oder ändern ist. Leider.
Manchmal hilft noch die Zugabe von Chloramin-T im gesamten Teich in einer Dosierung von 2-2,5gr/m³, oder in Härtefällen Einzelbäder mit einer Dosierung von 1gr Chloramin-T auf 50l Wasser für 45-60 Minuten mit guter Belüftung.
Aber nochmal: Du solltest Costia ausschließen können und dazu bestell dir jemanden an den Teich, der das auch sicher kann.
MfG,
Rainer Thanner