Futterzusammensetzung im Winter

Es gibt sehr unterschiedliche Aussagen betreffend der Fütterung von Koi im Winter. Daher hatte ich vor Jahren zu dieser Thematik ein Mitglied meines "Kompetenzteams" kontaktiert.
Dieser ist Leiter einer Fischereibehörde, Coautor eines Buches über die Biologie von Karpfen und seine Dissertation hatte das Thema "Verdaulichkeit von Nährstoffen durch Karpfen bei unterschiedlichen Wassertemperaturen".

Zitatanfang: In der Koiszene ist die Fütterung der Fische im Winter ein sehr "umstrittenes" Thema. Nicht nur ob überhaupt gefüttert werden soll, auch die Zusammensetzung des Futters führt doch zu erheblicher Unsicherheit der Koihalter. Inzwischen werden Winterfutter mit Gehalten von 36-40% Protein und bis zu 22% Fett angeboten. Immer wieder wird die Behauptung aufgestellt, dass das Fett bei Temperaturen unter 10°C, im Gegensatz zu Protein und Kohlenhydraten, am besten von den Koi verstoffwechselt werden kann. Nach meinen spärlichen Informationen ist dies so nicht korrekt. Aus meiner Sicht ist die Verstoffwechslung von Fetten/Ölen stärker Temperaturabhängig als wie die von Proteinen/Kohlenhydraten. Ich kenne auch eine Studie, bei der Karpfen bei Fütterung mit Selbstfeeder in kaltem Wasser eine Präferenz in der Folge Kohlenhydrate zu Protein zu Fett gezeigt haben.
Eventuell haben Sie aussagekräftige Werte bezüglich der Verdaulichkeit der einzelnen Komponenten bei Wassertemperaturen unter 10-12°C. Zitatende

Antwort: Bei niedrigen Temperaturen sinkt die Verdaulichkeit von Fetten dramatisch (siehe beigefügte Grafik )

1714569693012.png

Rp = Rohprotein
NfE = Stickstofffreie Extraktstoffe = Kohlenhydrate
Rf = Rohfett
Ra = Rohasche (der unverdaulich mineralische Anteil)

Zitatanfang: Wenn ich Ihre Grafiken richtig interpretiere ist der derzeitige Trend, in Koifutter für die Übergangs-/Winterzeit die Proteine durch Fette/Öle zu ersetzen, sogar kontraproduktiv. Zitatende

Antwort:
Ja. Wichtig ist vor allem die Proteinversorgung.
Ist irgendwie auch logisch. Naturnahrung besteht nur aus Protein, Wasser und mal mehr und mal weniger Fett.
Damit kommen Karpfen gut über den Winter und wachsen sogar bei Temperaturen unter 10 °C.


Ist es aber nicht so, dass der Koi die Proteine im Sommer zum wachsen und zum Muskelaufbau benötigt!? Und das die Proteine im Winter bei sehr geringer Fütterung nur verpuffen würden!?
Auch wenn der Koi bei niedrigeren Temperaturen das Fett nur langsam verdaut, ist es doch aber trotzdem viel wertvoller, da ja auch viel weniger gefüttert wird.
Die Grafik ist eindeutig. Das die Fette insgesamt so gering verwertet werden durch Karpfen/Koi war für mich durchaus eine Überraschung. Erklärte mir aber das Resultat einer Studie warum bei Fettgehalten über ca. 12% im Futter das Wachstum von Karpfen sogar gebremst wird.
 
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Rascal23

Mitglied
Sehr interessante Erkenntnis. Ehrlich gesagt bin ich seit einigen Jahren schon kein Freund davon, das Futter vom Sommer zum Winter hin zu wechseln. Ich stelle im Winter lediglich auf Sinkfutter um. Und bin dankbar ein Ganzjahresfutter gefunden zu haben, dass es schwimmend und sinkend gibt. Dabei ist das Proteine- Fettverhältnis im Sommer 34/7 und im Winter 37/9,5. Meine Koi kommen damit sehr gut zurecht und müssen sich nicht 2x im Jahr auf ein anderes Futter einstellen. Und ich bin was Wasserwerte, Wasserbelastung und Wasserklarheit angeht sehr zufrieden mit diesem Futter. :)
 
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