Zur Begründung für meine Fütterungsempfehlung/meinen Rezeptvorschlag
Der Karpfen besitzt keinen Magen… also verfügt er auch über keine Magensäure, die die Aufspaltung, die Verdauung, der Nährstoffe einleitet. Karpfen fehlt das Pepsin. Für die Verdauungsvorgänge beim wechselwarmen Karpfen stehen ihm erstmal nur die eigenen Enzyme im Darm zur Verfügung. Die Aktivierung seiner Enzyme ist wiederrum maßgeblich abhängig von der Wasser-Temperatur.
Bei höheren Wassertemperaturen kann er gewisse Kohlenhydrate (Getreide, Kartoffeln, Mais, usw) auch gut verarbeiten, obwohl sehr kohlenhydratreiche Futtermittel zu einer sehr starken Verfettung und auch zu Verdauungsstörungen (Gasbildung im Darm >> Dysbakterie) führen können. Bei niedriegenTemperaturen lässt die Bildung von `karpfeneigenen, körpereigenen` Enzymen für die Verdauung von KH deutlich nach. Davon betroffen sind dann auch seine endogenen eiweißlösenden Enzyme,… nur lange nicht in dem Maße, wie bei den Kohlenhydraten. Ein abruptes Absinken ist bei Temperaturen unter 15°C zu bemerken(Reichenbach-Klinke)
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Fischöle wie die Docosahexaensäure (20:6ω3) und Eicosapentaensäure (20:5ω3) werden hingegen immer zu 100% verdaut (Austreng et al. 1980).
Studien von Takeuchi et al. (1979b) belegen bei Karpfen eine
reduzierte Verdaulichkeit der Fette mit steigendem Schmelzpunkt, gemeint sind hier die pflanzlichen Fette. Der Gehalt allein dieser essentiellen, langkettigen Fettsäuren der Omega-3 und Omega-6 Serie sollte mindestens 1% betragen. (Steffens)
Zitat Karin Schlott, Bundesamt für Wasserwirtschaft, Österreich: In den Arbeiten von Bauer & Schlott (2003) konnte nachgewiesen werden, dass es ein Winterlager der Karpfen im klassischen Sinn nicht gibt und dass die Karpfen im Winter weit mehr Aktivität aufweisen als bislang angenommen. Diese Ergebnisse wurden an Karpfen gewonnen, welche mit Radiosendern ausgestattet wurden. Aus der Literatur und aufgrund der eigenen Ergebnisse ist davon auszugehen, dass Karpfen auch noch bei sehr geringen Temperaturen Nahrung zu sich nehmen.
Sie schreibt weiter >>
Damit ergeben sich zwei grundlegende Fakten, welche eine ebenso grundlegende Änderung des Teichwirtes gegenüber der Karpfenwinterung erforderten. Die Karpfen müssten im Herbst länger und im Frühjahr früher bedarfsgerecht gefüttert werden. Die Fütterung müsste sich nach der vorhandenen Naturnahrung richten. Bei geringer Besatzdichte und entsprechenden Nährstoffverhältnissen im Teichwasser ist es möglich, dass die Entwicklung der Naturnahrung auch im Winter den Bedürfnissen der Karpfen entspricht.
Noch ein Zitat >> W. Steffens, 2008 >>
Wenn die Möglichkeit besteht nehmen Karpfen auch bei Temperaturen von 1bis 3 °C noch Nahrung auf. In einem Forellenteich mit konstanter Temperatur von 8,5°C und reichlicher Naturnahrung (Flohkebse) nahmen Karpfen von November bis Ende März um 17% zu.<<
Wissenschaftler (u.a. Jankarik,Schlottke) fanden heraus, dass die Naturnahrung wesentlich am Verdauungsprozeß im Fisch beteiligt ist. Mischungen aus karpfeneigenen Enzymen mit Extrakten der Naturnahrung bewirkten eine Steigerung der Verdauungskraft um bis zu 400%. Gerade bei niedrigen Temperaturen ist damit eine Steigerung der Verdauung zu erreichen. Durch die natürliche Nahrung (Zooplankton, Wasserflöhe, Mückenlarven, Würmer, Muscheln, Schnecken Krebse, usw.) werden die Verdauungskräfte nicht nur ergänzt sondern aktiviert und vervielfacht. (Reichenbach-Klinke 1970)
Die Ergebnisse sind meiner Meinung nach unstrittig. Die beste Nahrung für Karpfen stammt aus der Natur,… PUNKT! Wenn ausreichend Naturnahrung vorhanden ist, sind normalerweise keine Mangelerscheinungen bei den Tieren zu befürchten.
Die Futtermittelhersteller bringen es nur nicht fertig ein zu 100% geeignetes Koi-Futter für alle Bedingungen (insb. für den Winter) herzustellen. Es gibt kein Futter, das der Qualität der Naturnahrung entspricht. Und es gibt mehrere Gründe dafür. (Zusammensetzung also Rohstoffe, Haltbarkeit, Mengen, Kosten, Nachfrage). Stattdessen werden dem Ersatzfuttermittel dann fragwürdige Zusätze wie Stevia, Aloe-Vera und andere exotische Kräutermischungen zur Aufhübschung untergemischt. Vielleicht lässt sich so aber ein höherer Verkaufspreis rechtfertigen?!
Es ist … So ein Unsinn. Viele dieser Zusätze sind … meiner Meinung nach … wie Schmuck am Nachthemd. Wer seine Fische im Winter nur mit schwimmfähiger Mehlpampe ernährt, geht ein hohes Risko ein.
Für die wechselwarmen Karpfen sind auch die aufgeschlossenen, extrudierten, modernen Futtermittel, wenn auch extrudiert, leicht und reich an Kohlenhydraten, haltbar über mehrere Jahre, bei niedrigen Temperaturen aus den genannten Gründen nicht gut geeignet. Teils unverdaut passieren sie den Darm und belasten nur das Wasser.
Bei Temperaturen unter 15°C bevorzugt selbst der Graskarpfen tierische Nahrung ( Z.Fischer, V. Lyakhnovich, 1973)
Gut ernährte Farb-Karpfen sind aber vergleichsweise sehr belastbar.
Doch auch Koi müssen früher oder später fressen. Sie fressen im Bedarfsfall dann zwangsläufig, was sie gerade von uns geboten bekommen, auch den letzten Dreck, da sie sonst in ihren Hälterungen verhungern würden. Hunger führt bei ihnen zu Stress und Leid.
Die Fische, die während der Winterung gar nicht gefüttert werden, kommen - wenn weitere Stressoren auftreten – im Frühjahr sehr viel schneller in einen Zustand eines Energiemangels.
Karpfen würden Daphnia-Magna kaufen.
Das o.a. Rezept ist nur eine Empfehlung von meiner Seite.