Energiemangel

konny

Business Mitglied
Ich schreibe und veröffentliche häufiger Berichte zu Themen die aktuell relevant sind. Da sich auch hier immer mehr Berichte von Fischen mit Energiemangel häufen dachte ich mir dass ich den Artikel auch hier posten könnte. Vielleicht hilft es einen Teichanfänger oder Betroffenen das Vorgehen im Teich besser zu verstehen.

❗Energiemangel ❗

Definition, Ursachen, Vermeidung

Im Frühling leiden viele Fische an Energiemangel oder sterben daran. Häufig wird der Energiemangel nicht erkannt oder die Anzeichen falsch gedeutet.
Spätestens bei dem bekanntesten Energiemangel Syndrom (Bauchwassersucht/BWS) ist es dann jedem Laien mehr oder weniger klar das etwas nicht stimmt. Aber auch dann werden die Ursachen und Symptome meist falsch interpretiert.
In den allermeisten Fällen ist der Teichbesitzer schuld wenn den Fischen die Energie zum Leben ausgeht.

* ➡ Energiemangel: Das bedeutet dass dem Fisch die Energie fehlt um alle lebensnotwendigen Prozesse am laufen zu halten.

➡ Die häufigste aller Ursachen ist mangelhafte Fütterung. Zu wenig oder falsches Futter. Oder das Unvermögen Futter aufzunehmen, zu verdauen und sich Fettreserven an zu legen.
Natürlich kann ein Koi auch einen Energiemangel durch Krankheiten, z.B. einen Tumor der im Winter durch seinen Wachstum Energie verbraucht erleiden. Eine weitere Möglichkeit ist es wenn ein Tier vorher warm gehalten wurde und den ersten Winter in ungeheizter Umgebung erlebt. Man kann einen Koi nicht mit Gewallt aklimatisieren.

Nachfolgend versuche ich die Bedürfnisse und möglichen Probleme mangelhafter Fütterung oder nicht ausreichender Haltung nach Jahreszeiten auf zu zeigen.

✅ 1. Sommer:
* Koi haben nur wenige Monate um sich Fettreserven anzufressen, sich zu vermehren und zu wachsen. In dieser Zeit müssen sie sich auch mit Parasiten und Bakterien auseinander setzen. Der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren, Energieverbrauch und Bedarf sind sehr hoch. Weibliche Koi müssen Laich ausbilden und zur Reife bringen.
All diese Prozesse im Körper verbrauchen Energie. Einige mehr und andere weniger. Zusätzlich muss der Speicher für den Winter gut gefüllt werden. Das geht aber nur wenn das Tier mehr Futter bekommt als für den täglichen Bedarf benötigt wird. Hier spielt aber auch das richtige Futter eine wichtige Rolle. Flocken oder luftige Sticks sollte man meiden da diese nicht genug Nährstoffe enthalten.

➡ Schlechte Futteraufnahme im Sommer:
* Fressen und Verdauen benötigt viel Sauerstoff. Wenn im Teich ein Sauerstoffmangel herrscht kann der Fisch nicht ausreichend fressen oder verdauen.
* Manche Parasiten befallen die Kiemen wodurch diese verschleimt sind. Die Sauerstoffaufnahme ist gestört und damit auch die Futterverwertung.
* Ein hoher Keimdruck (Bakterien Druck) im Wasser beansprucht das Immunsystem sehr stark was wiederum sehr viel der aufgenommenen Energie verbraucht (um den Fisch so weit als möglich gesund zu halten.)
* Schlechte Wasserwerte wie Ammoniak und Nitrit, falsche angewandte Medikamente im Teich oder Stress durch z.B. Baulärm wirken sich negativ aus. Die Fische sind gestresst und fressen schlecht.

✅ 2. Notwendiges im Herbst:
* Letzte intensive fütterungszeit um noch ein paar zusätzliche Reserven anzulegen.
* Gesundheitskontrolle um das Immunsystem im Winter zu schonen
* Parasiten -oder Bakterienbehandlung falls Notwendig.
* Reinigen von Teich und Filter
Im Herbst müssen Teich und Fische auf den Winter vorbereitet und alles was das Immunsystem oder die Sauerstoffaufnahme im Winter stören könnte beseitigt werden.

✅ 3. Problematische Haltungsbedingungen im Winter:
* Zwangsdiät während Wochen oder Monate ohne Futter.
* Schlechte Wasserwerte durch den Mangel an frischem Wasser, fehlender Filterung oder Belüftung.
* Temperaturen längere Zeit unter 5 Gead.
* Starke Temperaturschwankungen die den Stoffwechsel hoch und runter fahren lassen in kurzen Abständen
* Stress durch lautes klopfen oder schlagen auf dem Eis oder Räuber (Ratten, Reiher, Katzen...)
Schwimmen, Parasiten, Bakterien, Sauerstoffmangel, Verdauen von falschem Futter, Hungern, schlechte Wasserwerte, zu hoher Stoffwechsel durch Temperaturschwankungen oder Stress kosten Energie. Für den Temperaturausgleich braucht der Fisch keine Energie weil er wechselwarm ist. Zu niedrige Temperaturen über längere Zeit kosten allerdings viel Energie weil der Stoffwechsel aufrecht erhalten werden muss.

➡ Unterschied zum Sommer:
* Die Fütterung muss mit leicht verdaulichem Futter erfolgen wenn die Fische aktiv sind und nur in den Mengen wie es auch gefressen wird. Aufgewertet mit Lachsöl erleichtern wir die Aufnahme der notwendigen Vitaminen so das mehr Energie aufgenommen als verbraucht wird.
* Da das Immunsystem nicht voll arbeitet muss für gutes Wasser gesorgt werden.
* Zersetungsprozesse von Laub oder sonstigen Schmutz verbrauchen Sauerstoff, ebenso wie mögliche Pflanzen (z.B. Algen)
* Bei Eis oder zu stehendem Wasser kann das von den Fischen und Pflanzen produzierte CO2 nicht entweichen, Säuresturz droht, die Fische erleiden Streß
* Bei Schnee oder Regen verändern sich die Wasserwerte, Säuresturz droht, die Fische erleiden Stress.
* Parasiten und Bakterien vermehren sich auch im Winter. Sie belasten das Immunsystem, schwächen den Fisch.

✅ 4. Frühling:
Der Koi hat im günstigsten Fall über den Winter einiges von seinen Fettreserven, soweit vorhanden, für den Energiehaushalt benötigt und wenn er gefüttert wurde diese Reserven nicht aufgebraucht. Zwischen 10 und 15 Grad hat er den höchsten Energiebedarf um das Immunsystem und den Stoffwechsel für den Sommer hoch zu fahren. Da er in diesem Temperaturbereich noch nicht ausreichend Energie aus dem Futter auf nehmen kann spielen die Fettreserven aus der vorherigen Saison die entscheidende Rolle um stark und gesund in die neue Saison zu starten.
* Jetzt ist eine Fütterung mit aufgewertetem Futter besonders wichtig um die benötigten Reserven und das Immunsystem zu unterstützen.
* Größere Temperaturschwankungen im Sinne von rauf und runter wirken sich besonders aus weil der Stoffwechsel sehr hoch läuft.
* Ein sauberer Teich und gut arbeitender Filter wirken sich unterstützend aus.
* Sauerstoff ist besonders wichtig und wird viel gebraucht.
* Parasiten und Bakterien sind jetzt sehr aggressiv und oft tötlich weil das Immunsystem noch nicht auseichend arbeitet.

‼Symptome von Energiemangel:‼
* Kippen oder seitlich liegen.
* Taumelnd schwimmen.
* Kopf hoch oder abwärts im Wasser stehen.
* Ödeme im Gewebe durch Nierenschwäche oder Nierenversagen. Typisches Anzeichen ist das Aussehen wie ein Tannenzapfen über den gesamten Körper. Beginnend meist hinter dem Kopf.
* Aszites durch eine Dysfunktion der Leber. Bekannt als Bauchwassersucht. In der Regel mit abstehenden Schuppen nur am Vorderkörper und nur dort eine Umfangsvermehrung.
* Kombination aus Ödemen und Aszites. Im Grunde ein Multiorganversagen.
* Tod ohne vorherige Anzeichen.
Atmung, Leber und Niere benötigen die meiste Energie. Ist davon zu wenig vorhanden wird den Organen zu Gunsten der Lebenserhaltung diese entzogen. Meist mit Todesfolge.


Nur wenn der Lebensraum und die Lebensbedingungen so optimal wie möglich sind geht es den Koi wirklich gut und nicht nur offensichtlich gut weil sie letztendlich mit Glück überleben. Koi kompensieren oft über langen Zeitraum schlechte Haltungsbedingungen. Je älter um so toleranter werden sie. Nicht zu verwechseln mit wohlbefinden und keine Garantie für ein langes Leben.

THP Kornelia Röder
 

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Super zusammenfassender Bericht... vielen Dank dafür!
Das sollte Anfänger und bisher unbescholtene sicher weiterhelfen.

Das Problem dabei ist oft, dass die Unbescholtenen diese ganzen Erkenntnisse gerne mal ignorieren (aus welchen Gründen auch immer).:(
Das habe ich auch in meinem Bekanntenkreis, da kannst du erzählen was du willst, es gibt immer eine Ausrede.:(
 
es wäre schön wenn noch etwas zur behandlung hinzugefügt werden würde
Sämtliche Berichte die ich verfasse sind immer ohne Behandlungsvorschläge. Nicht weil ich nicht wüsste wie es geht sondern weil ich damit eine pauschale Behandlung empfehlen würde die es aber so am Teich nicht gibt. Wie aus meinem Artikel deutlich hervorgeht kann ein Energiemangel diverse Ursachen haben und sollte man nicht in der Lage sein diese Unterschiede zu erkennen muss man sich jemanden an den Teich kommen lassen der das kann. Ansonsten geht eine Behandlung durch Google Empfehlung nach hinten los falls man die falsche Ursache erwischt.
 
es wäre schön wenn noch etwas zur behandlung hinzugefügt werden würde
Eine Sofortmaßnahme bietet sich an, den Teich bei ersten Anzeichen der aufgeführten Beschwerden auf 0,6-0,7% aufzusalzen.
Dies gibt Zeit eine qualifizierte Diagnose stellen zu lassen.

Schon 2020 schrieb ich:
Bleibt wohl für die Käufer/Halter von Japankoi nur eine Lösung, sich Salz auf Vorrat anzuschaffen um den Teich bei Bedarf sofort auf 0,6-0,7% aufsalzen zu können.
 
Sorry, aber den widerspreche ich. Es gibt so viele Gründe für einen Mangel an Energie und einige davon verschlimmern sich nur durch Salz. Zum anderen wissen viele nicht wie viel Wasser sie haben und kuppen „aus versehen“ zu viel Salz in den Teich.
In den meisten Teichen ist es EIN! Tier das einen Energiemangel erleidet und das gehört raus genommen und individuell behandelt. Wobei es auch hier Ausnahmen gibt je nach Ursache. Sind es mehrere gehört dieses untersucht und individuell behandelt da es sich auch um ein Problem handeln kann das NICHTS mit Energiemangel zu tun hat aber so aussieht.
Der Sinnvollste Weg ist zu erkennen oder erkennen lassen OB ES ENERGIEMANGEL IST, WAS DIESEN AUSGELÖST HAT WENN ES EINER IST und dann entsprechend zu handeln.
 
Sorry, aber den widerspreche ich. Es gibt so viele Gründe für einen Mangel an Energie und einige davon verschlimmern sich nur durch Salz. Zum anderen wissen viele nicht wie viel Wasser sie haben und kuppen „aus versehen“ zu viel Salz in den Teich.
In den meisten Teichen ist es EIN! Tier das einen Energiemangel erleidet und das gehört raus genommen und individuell behandelt. Wobei es auch hier Ausnahmen gibt je nach Ursache. Sind es mehrere gehört dieses untersucht und individuell behandelt da es sich auch um ein Problem handeln kann das NICHTS mit Energiemangel zu tun hat aber so aussieht.
Der Sinnvollste Weg ist zu erkennen oder erkennen lassen OB ES ENERGIEMANGEL IST, WAS DIESEN AUSGELÖST HAT WENN ES EINER IST und dann entsprechend zu handeln.
Sorry, dem widerspreche ich. In den allermeisten Fällen handelt es sich nicht um das Phantom EMS sondern um CEV. Bis ein Koidoc an den Teich kommt geht meist sehr viel Zeit verloren, bei CEV tödlich.
Und so viel mehr Salz kann einer gar nicht aus Versehen in den Teich werfen das es kurzfristig schwere Folgen für Koi hat. Und meine persönliche Sicht, wer seine Teichgröße nicht relativ genau kennt gehört nicht in das Hobby.
 
@ Mikrobiologie:
Mein Artikel handelt eindeutig von Energiemangel bedingt durch schlechte Fütterung, schlechtes Teich Management, starke Temperaturschwankungen… Kurz gesagt um einen Mangel an Energie. Unabhängig davon wie oft was falsch diagnostiziert oder vermutet wird.
Ich kann gerne auch noch einen separaten Artikel über CEV oder Flavo schreiben. Dann können wir auch über das Thema aufsalzen oder nicht aufsalzen sprechen. In Bezug auf meinen Artikel sollten aber nicht CEV und Energiemangel gleichgesetzt oder verwechselt werden.
Ich weiß schon sehr genau über was ich geschrieben habe und über was nicht. Deswegen ist das Thema aufsalzen vom Teich hier auch nicht relevant.
Ich denke es macht Sinn beim Thema des Artikels zu bleiben. Dieses jetzt mit anderen Erkrankungen zu vermischen bringt eher Unsicherheit als Klarheit beim Leser.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß schon sehr genau über was ich geschrieben habe und über was nicht.
Das glaube ich Dir gerne. Frage ist aber was die Leser daraus für Schlüsse ziehen.
Ich denke es macht Sinn beim Thema des Artikels zu bleiben. Dieses jetzt mit anderen Erkrankungen zu vermischen bringt eher Unsicherheit als Klarheit beim Leser.
Ich widerspreche nur ungern, aber aus meiner Sicht siehst Du das falsch.
Ich habe zwei Fälle wo die Koihalter sich auf die "Diagnose" EMS, bedingt durch das Krankheitsbild, verlassen haben. Erst nach höheren Verlusten wurde eine - positive - Untersuchung CEV durchgeführt und (zu) spät gehandelt.
 
EMS(Energiemangelsyndrom)ist keine Krankheit,
sondern nur ein Überbegriff, wenn keine genaue Krankheit oder Ursache diagnostiziert werden kann (also alles Mögliche).
CEV u. KHV sind Viruserkrankung, die nur mittels PCR Test diagnostiziert werden können.
Behandlungsmaßnahmen ohne Diagnose haben keinen Sinn.
 
Das glaube ich Dir gerne. Frage ist aber was die Leser daraus für Schlüsse ziehen.

Ich widerspreche nur ungern, aber aus meiner Sicht siehst Du das falsch.
Ich habe zwei Fälle wo die Koihalter sich auf die "Diagnose" EMS, bedingt durch das Krankheitsbild, verlassen haben. Erst nach höheren Verlusten wurde eine - positive - Untersuchung CEV durchgeführt und (zu) spät gehandelt.
Du hast mich nicht verstanden. Es ist richtig das Teichbesitzer Energiemangel und CEV verwechseln können und es auch tun. Wenn Du nun aber den Leuten sagst das die Symptome von Energiemangel CEV sind und es ist kein CEV sterben die möglicherweise Tiere durch eine falsche Verdachtsdiagnose.
Nun stehen aber einige Symptome im Artikel beschrieben die auch für einen Parasitenbefall stehen könnten. Costia oder Chilodonella z.B. Auch Symptome für Flavo Psychrophilum.
Lange Rede kurzer Sinn. Wenn du einen Artikel über chronische Bronchitis liest. Würdest du den Autor anschreiben und ihm sagen dass ein Großteil der Leute die das lesen und glauben chronische Bronchitis zu haben in Wirklichkeit COPD erkrankt sind? Genau dieses tust du aber jetzt gerade.
Mal davon abgesehen sollen meine Artikel nicht als Wegweiser für Behandlungen dienen sondern über die Bedürfnisse von Koi aufklären um Probleme zu vermeiden.
 
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