Auszug aus dem Buch Gesunde Fische von Werner H. Baur - Jörg Rapp
3. Ernährungsbedingte Erkrankungen: 3.1.4 Stärkemangel und -überfluss
Neben den Fetten werden auch Kohlenhydrate (Zucker, Stärke) als Energielieferanten in Futtermitteln eingesetzt. Sie sind vergleichsweise billig, da sie in großen Mengen landwirtschaftlich produziert werden können. (Weizen, Roggen, Mais, Soja usw.). Bausteine der Kohlenhydrate (das "C" = der Kohlenstoff) werden im Fischkörper für den Aufbau von Fetten und Aminosäuren gebraucht.
Leider können die verschiedenen Fischarten nicht alle in gleichem Maße die angebotenen Kohlenhydrate als Energielieferant verwerten, so dass man zum einen zwar von der im Futter enthaltenen Gesamtenergie reden, zum anderen diese aber in "verwertbare" Energie aufteilen muss.
Während früher der Anteil von Kohlenhydraten im Futter von carnivoren (=fleischfressenden) Fischen kritisch beurteilt wurde, wird heute sogar von einem "Bedarf" gesprochen. Futtermittel sollen demnach zumindest 4% verdauliche Kohlenhydrate enthalten, um optimal Wachstum bei maximaler Proteinverwertung zu erreichen. Dabei gilt Stärke zumindest bei herbivoren (=pflanzenfressenden) Fischarten als gut verdaulich, während Zellulose als nahezu unverdaulich bewertet werden muss, weil den Fischen entweder die dafür erforderlichen Enzyme fehlen oder ihre Verdauung aus anderen Gründen nicht (oder nicht richtig) funktioniert.
Kohlenhydrate sollen in Karpfenfutter zu einem Anteil von mindestens 20% enthalten sein, 45% sind ohne negative Auswirkung möglich. Milchzucker wird von Karpfen gut, von Forellen aber nur schlecht verwertet. Deshalb werden Milch und Milchprodukte bei der Herstellung von Forellenfutter nur begrenzt eingesetzt.
Weizen und Mais gelten als besonders wertvolle Energieträger, wobei Weizen als höherwertig eingestuft wird. Zu hohe Kohlenhydratgehalte führen zu erhöhtem Blutzuckerspiegel, die Lebermasse nimmt wegen der erhöhten Einlagerung von Glykogen (=Leberstärke) zu