Hallo Hans,
hansemann schrieb:
Je nach Lysin etc. 4-6 Fütterungen täglich seinen optimal, wenn ich mich Recht erinnere
ganz so einfach ist es nicht hier wirklich belastbare Aussagen zu treffen. Nicht umsonst werden bei Meta-Studien (Auswertung und Zusammenfassung vieler Einzelstudien) zu Fütterung ein Großteil älterer Versuche wegen unzuverlässigem Versuchsaufbau außen vor gelassen. Karpfen/Koi haben ein komplexes System für die Suche, Aufnahme und Verdauung ihrer Nahrung entwickelt. Das verhilft ihnen einerseits zu einer gewissen Flexibilität bei der Zusammensetzung der Nahrung, anderseits haben sie Schwierigkeiten mit der "Form/Konsistenz" ihrer Nahrung. Sie zerquetschen mühelos die Schale einer Schnecke (der ausgeübte Druck ist sieben mal stärker als der vom Mensch), aber weichere Teile (wie Würmer) kriegen sie nicht ohne weiteres klein. Das hängt mit der Gestaltung des Zerkleinerungswerkzeuges zusammen. Karpfen/Koi haben keine Kiefer- sondern Schlundzähne. Sie können z.B. nichts gut festhalten. Nach der Futteraufnahme wird die Nahrung erst herausgesucht, zunächst zerquetscht und dann möglichst vermahlen. Bei diesem Vorgang zerplatzt feste Nahrung und die Bruchstücke werden verschluckt.
Mache ein Experiment und Du verstehst die Problematik. Lege unterschiedlich große/hohe Stücke Knäckebrot auf ein Vesperbrett und drücke mit einer Gabel zu.
Ein Karpfen kaut nicht minutenlang auf dem Futter herum, daher auch der fehlende Speichel. Bei diesem Zerquetschen der Pellets sind die Verluste beim Zerplatzen kleinerer Pellets geringer.
Übrigens, dies steht im Gegensatz zu den Aussagen eines "wissenschaftlichen" Futterverkäufers. Fische haben keinen Speichel (zur Vorverdauung) und Karpfen/Koi alles andere, aber keine Magensäure (zum Aufschließen der Nahrung).
Zitat Koifutter Tri Koi: Gerb- und Bitterstoffe: reflektorische Stimulierung der Speichel-, Magensaft und Pankreas-Sekretion.
Noch ein Faktor ist die bessere Befeuchtung des Futters vor seiner Aufnahme bei kleineren Partikeln. Auch dies unterstützt die Verdauung.
Karpfen haben keinen Magen und damit keine Magensäure. Einige Fachleute sprechen inzwischen aber von einer magenähnlichen Ausstülpung im Verdauungstrakt. Je kleiner die physischen Komponenten des Futters umso besser können die Verdauungssäfte sie in die verwendbaren Bestandteile zerlegen. Vor allem der Fettanteil wird bei größeren Partikeln nicht so gut verarbeitet. Größere Teile verweilen länger im Verdauungstrakt, werden dadurch aber nicht unbedingt kompletter gespalten. Kleinere Teile verweilen kürzer im Verdauungstrakt, werden dadurch aber nicht unbedingt kompletter gespalten. Daher ist die Größe der Pellets, angepasst an die Spezies, Zusammensetzung Futter, Temperatur und weiterer Faktoren der Schlüssel für die daraus resultierende Futtereffizienz. Diese Futtereffizienz, und deren Auswirkung auf Wirtschaftlichkeit, Wasserqualität und Gesundheit der Fische, spielt in der intensiven Aquakultur (und Koizucht wie bei Jos) eine wesentliche Rolle. Für die meisten Koihalter und deren Teichsystem spielt die Futtereffizienz eine untergeordnete Rolle. Dies gilt in erster Linie für die Wirtschaftlichkeit. Wäre das nicht so, würde er kein Koihobby betreiben:wink: .
Bei 8-10 Koi auf 20000-30000 Liter Wasser kannst Du eigentlich mit der Pelletgröße bis zu einem gewissen Rahmen nicht so viel falsch machen. Vor allem, wenn Du das Futter etwas befeuchten kannst. Ich schreibe bewusst befeuchten und nicht einweichen. Beim Einweichen gehen viele Nährstoffe in das Einweichwasser über. Vor allem bei den Futtersorten, bei denen diese Vitamine, Fette und Spurenelemente nachträglich aufgesprüht werden.
Haben die Karpfen eine Wahl akzeptieren sie interessanterweise eher die weicheren Futteranteile, und dies trotz eventuell schlechterer Nährwerte dieser weichen Partikel. Und sie bevorzugen in der Form eher längliche Nahrungsteile.
Generell gilt, eine höhere Futterfrequenz führt zu einer höheren Futtereffizienz, unabhängig von der Pelletgröße. Bei Zugabe von künstlicher AS im Futter tritt dieser Effekt deutlicher zu Tage. Dies dürfte daran liegen, dass die künstlichen AS beim Aufbau von Proteinen etwas schneller zur Verfügung stehen als die natürlichen AS aus dem Futter. Daraus resultiert ein leichtes Ungleichgewicht bei der Verwertung aller AS.
Das Befeuchten des Futters ist ebenfalls eine unterstützende Maßnahme. Eine Futterfrequenz um 6 hat sich bei jüngeren Karpfen/Koi als die beste Wahl erwiesen. Höhere Futterfrequenzen (bis 23) brachten keine signifikanten Verbesserungen. Im Gegenteil, bei einigen Studien trat ein entgegengesetzter Effekt auf, die Futtereffizienz ging bei (zu) hoher Futterfrequenz etwas zurück. Diese Tendenz sollte auch bei älteren Koi zutreffen.
Fazit für mich bezogen auf die Koifütterung in einem Privatteich:
1. die Pelletgröße von Schwimmfutter während der Fütterung bei höheren Temperaturen ist nicht so entscheidend, solange sie im Bereich 3-6 mm liegt. Tendenz,
kleiner ist besser wenn nicht befeuchtet werden kann.
2. die Pelletgröße von Sinkfutter während der Fütterung bei höheren Temperaturen ist
nicht so entscheidend, solange sie im Bereich 3-6 mm liegt.
3. die Pelletgröße von Sinkfutter während der Fütterung bei niedrigen Temperaturen ist nicht so entscheidend, solange sie im Bereich 3-6 mm liegt. Tendenz,
kleiner ist deutlich besser bei der eingeschränkten Verdauung im niedrigen Temperaturbereich.
4. je unausgewogener der Bestand an Koi in Menge/Größe (zum Teichvolumen) und Verhalten bei der Futteraufnahme, desto wichtiger die Pelletgröße. Kleinere Pellets
erleichtern die ausreichende Verteilung auf alle Individuen im Teich.
5. Futterfrequenz um 6 ist sehr gut. Etwas höher ist kein Problem, solange die Menge Pellets der Portionen noch Sinn für die Anzahl der Koi macht. Füttert man manuell sollte bei höherer Futterfrequenz die gesamte Tagesration vorgerichtet werden. So behält man den Überblick über die Gesamtmenge und vermeidet eine Überfütterung der Koi.
6. man sollte sich hüten Empfehlungen für Futterzusammensetzung, bzw. die Fütterungsweise, zur Haltung von Karpfen in einem Naturteich 1:1 auf die Fütterung von Koi in einem Koiteich (Badewanne) zu übertragen. Das kann langfristig ganz schön schief gehen.
Ich hoffe, die Anregungen zur Fütterung helfen einigen Koihaltern bei der Umsetzung einer zielgerichteten Fütterung der Koi in
ihrem Koiteich.