(Ichthyobodo necator HENNEGUY,1883) - ( Costia necatrix LECLERQ, 1890)
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Manche Experten beschreiben sein Aussehen als mandelförmig oval und andere `Spezis` sehen ihn als einen kleinen nieren- bis bohnenförmigen oder birnenförmigen Parasiten. Wie auch immer. Man muss jedenfalls genau hinsehen, denn er wird nur etwa 10 x 20 μm groß. Wenn er mit seinen taumelnden Bewegungen durchs mikroskopische Bild wackelt, lassen sich die 2 bis 4 typischen Flagellen, die er zur Fortbewegung und zur Anheftung benötigt, erst ab einer etwa 200-fachen Vergrößerung erkennen. Er toleriert Temperaturen zwischen 2 und 32 °C. Seine Wohlfühltemperatur liegt bei 25°C. Durch einfache Längsteilung kann er sich auf einem wehrlosen Opfer sehr schnell (ungeschlechtlich)vermehren. Auf Haut, Kiemen und Flossen erntet er dann die Oberfläche ab.
In der Koi -Szene wird dieser `Hautfresser` häufig als ein gefürchteter Krankheitserreger angesehen, dem man mit Formaldehyd, Acriflavin, FMC, Wofasteril, Kaliumpermanganat, Malachitgrün, usw. begegnen sollte. Schauen Sie mal nach, in den Koi- und Teichforen.
Ich meine, es sind nur die bequemen Behandlungsmethoden von „typischen Anfängern“. Ich will meine Meinung hierzu gern begründen.
Costia ist sicherlich in allen Fischteichen anzutreffen. Ohne aufzufallen vegetiert dieser „Berufsparasit“ ggf. auf einem gesunden Wirtsfisch dahin. Dann hat sich ein Gleichgewichtszustand im Wirt-Parasit-Verhältnis eingestellt. Eine gute Konstitution und Kondition und gute Lebensbedingungen ermöglichen es unseren Fischen, sich gegen derlei Angriffe zu wehren. Eine `stumme` (latente) Costia – Infektion wird zu einer Bedrohung, wenn chronisch auf Fische einwirkende Stressoren dieses Gleichgewicht zum Nachteil verändern. Die Wassertemperatur hat bekanntlich einen sehr großen Einfluss auf die Stressadaption unserer Koi, doch niedrige Wassertemperaturen allein reichen normal aber nicht aus, um dem „Hautrüber“ eine Invasion zu ermöglichen. Costia ist nur ein kleiner, hinterhältiger „Schwächeparasit“ der auf Stresssituationen wartet.
Hier Liste ich mal ein paar der negativen Stressoren auf:
- Verschmutzung des Wassers (erhöhte Bakterien und Schwebstoffdichte)
- schlechte pH- Werte (u.insbesondere starke Schwankungen)
- erhöhte Ammoniak-, Nitrit- und Nitratwerte
- geringer O2-Gehalt (und Schwankungen)
- hohe CO2-Konzentrationen im Wasser
- ggf. Transport und `Handling` (Neubesatz)
- eine hohe Besatzdichte in Gefangenschaft und Enge, mangelnde Ruhe, fehlende Deckung, fehlender Freiraum, aber auch lange Einsamkeit
- stärkere Strömung
- rasche Temperaturveränderungen (und Schwankungen)
- Änderungen des Sauerstoff- und Stickstoffpartialdrucks (Sauerstoffpanscherei)
- toxische Chemikalien (s.o.)
- Fütterungsfehler, Hungerstress, Energiemangel
- Störung der Winterruhe durch Geräusche (betreten der Eisfläche, nervige Koihalter, usw.)
- Wassertemperaturen unter 4°C. (z.B. wenn der Filter/Bachlauf im Winter weiter betrieben werden)
- zu viel Sonneneinstrahlung
- Parasiten
- Verletzungen (Schmerz)
(geringes Alter bzw. Größe der Fische und die Laichzeit sind unvermeidbare Faktoren)
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Eine allmähliche Gewöhnung der Fische an einzelne Stressoren ist in gewissem Umfange möglich, wenn Veränderungen langsam einsetzen und nicht durch akute, überraschende, stressende Ereignisse überlagert werden.
Das `Nervenkostüm` der Fische reagiert auf die Veränderungen, Adrenalin gelangt in den Kreislauf und setzt den Organismus in eine Alarmbereitschaft. Die Blutverteilung gelangt in andere Bahnen, Blutdruck und Herzfrequenz steigen an, verschiedene Hormone werden ausgeschüttet, die den Wasserhaushalt und Salzstoffwechsel regulieren, mit der Folge von einem Elektrolytverlust und einer Verschlechterung der osmoregulatorischen Mechanismen. Die Urinproduktion wird sich erhöhen und resultiert in einem weiteren Chloridverlust. Der Eiweiß- und Kohlenhydratstoffwechsel und der Blutzuckerspiegel geraten durcheinander. Die Verdauungsvorgänge werden ausgesetzt.
Diese Folgen des Stresses - im Fischorganismus selbst - können wir nicht rechtzeitig erkennen. Wohl aber die äußeren, sichtbaren Zeichen des Unwohlseins. Stress erkennt man zunächst an einem verändertem Verhalten. Die Atemfrequenz wird zuerst erhöht und die Koi wirken unruhig und fressen nicht mehr, die Schleimproduktion wird zunehmen und Farben können verblassen, die Haut dunkler werden. Nach einem langen Winter sind die Koi geschwächt und besitzen kaum noch Reserven um auf negative Einflüsse angemessen reagieren zu können.
Wenn die Stressoren eine lange Zeit auf den Fisch wirken, ist der Fisch `ausgepowert` und erleidet einen Energiemangel (Erschöpfungsphase /Energiemangelsyndrom), oder es kommt irgendwann die Stunde der kleinen hinterhältigen Mitesser.
Die schlechte Konstitution der Koi im Frühjahr, die bevorstehende Laichzeit und ggf. ein Überbesatz an Fischen bieten allen Parasiten eine gute Ausgangssituation. Die Invasoren profitieren als Erste von den langsam steigenden Wassertemperaturen und können sich ohne Gegenwehr ungehindert explosionsartig vermehren.
In der Fischzucht stellt Ichthyobodo - als typische Jungtiererkrankung- ein ernsthaftes Problem dar und kann zu hohen Verlusten führen. In unseren Teichen haben die Koi nur ein Problem wenn der Halter ein `Beginner` ist (waren wir ja alle einmal) und zudem die eindeutigen Stresssymptome und Erkennungsmerkmale der Costiose verpennt hat.
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Behandlung/Vorbeugung
Die „Erste Hilfe Maßnahme“ gegen die häufigsten Koi-Krankheiten (alle Parasitenerkrankungen, Energiemangelsyndrom, Verpilzungen, Lochkrankheit, Pocken, usw.) wird durch Zugabe von 0,3 % NaCl zum Wasser erreicht. Hierdurch kann `Koi` seinen Salz- u. Flüssigkeitshaushalt verbessern, mit der Folge, dass wir eine deutliche Stressreduzierung erzielen.
Stellen Sie die o.a. negativen Stressoren nach Möglichkeit ab. Beobachten sie alle Fische regelmäßig weiter.
Stellen Sie eine sichere Diagnose. Ist es Costia? Eine unqualifizierte Diagnose verlängert die Leidenszeit der Tiere und kann, neben möglichen Kolalateralschäden, in einer Katastrophe enden. Wenden Sie sich ggf. an einen spezialisierten Tierarzt.
Behandeln Sie nicht den gesamten Koi-Teich (die leichte Aufsalzung ausgenommen), wenn nur einzelne Fische betroffen sind.
Setzen sie einen `unterkühlten`, geschwächten Koi nicht einer längeren Wärmebehandlung (30°C und mehr) aus um ihn vom Costia zu befreien. Das ist grober Unfug! Sie töten damit auch den Fisch. (sein Energiemangel wird deutlich verstärkt)
Ob kurze Wärmeschockbäder, bis zu 24h, geeignet sind? - Ich habe kaum Erfahrung damit und würde es nicht durchziehen. Halten Sie zuerst die Akklimatisationstemperatur des Patienten bei ( wenige Grad mehr, sind sicher ok)
Salzbäder sind eine 100%ig sichere Methode um betroffene Koi zu behandeln.
Bäder in einer Konzentration von 1% NaCl für 15-32min,
oder 1,75% für 4 min, bzw. 2,5% für 30sec. helfen sicher.
Hat Costia viele Fische besetzt, würde ich es so machen: Die ganze Bande nacheinander in ein Salztauchbad > anschließend Quarantäne, in einem geeigneten Becken (IH, Planschbecken, usw. mit gleichtemp.) für 3-6 Std. und die Fische dann in ihre gewohnte Umgebung zurück setzen.
Ichthyobodo ist ein “Schlappo“! Ohne seinen Wirt d.h. Hautkontakt geht er im Teichwasser schon nach 30-60 min zugrunde.
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Kurzanleitung
Wenn viele Koi im Teich betroffen sind, würde ich es heute so machen:
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- Geeignetes Quarantänebecken (mit Filterung, Belüftung)mit Teichwasser befüllen und einen Tag ohne Besatz `laufen` lassen.
- In die `Q` 3 kg/m³ Kochsalz
- Die Fische nacheinander, nach einem Kurzzeitbad ( besser Tauchbad) in die Q setzen.
- Nach einem Tag den Salzgehalt in der Q auf 0,5% erhöhen.
- Nach weiteren 1bis 2 Tagen schauen ob auf den Fischen noch Costia zu finden sind.
- Wenn keine Parasiten mehr zu finden sind, können die Fische zurück in den unbehandelten Teich.
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